ARCHITEKTUR UND GEISTESWISSENSCHAFT


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Leere und Entstehen-in-Abhängigkeit kohärieren


Die Erkenntnis der Leere beruht auf der Einsicht in die Unbeständigkeit der Menschen wie aller bedingten Dinge. Nach dem ursprünglichen Buddhismus befinden sich diese wie alle verursachten Dinge in Abhängigkeit, dh. sie entstehen und vergehen.
Der Mahajana Buddhismus spricht von der Leere auch der Phänomene überhaupt. Danach umfasst die Leere alle Dharmas, Wahrheiten (einschließlich der heiligen vier dh. auch die des abhängigen Entstehen).
Nagarjuna (200 v.Chr.) erklärte gerade aus dieser Leere (der Abwesenheit von selbstständig Existierendem) die Wahrheit des Entstehens in Abhängigkeit; Indem die Entitäten abhängig existieren, existieren sie nach den Regeln von Ursache und Wirkung (Dalai Lama; Einführung i.d. Buddhismus, Harvard-Vorlesungen, S.250) dh. nach den Regeln der Kausalität.
"Verlöre man beim Versuch des Verstehens der letztgültigen Subsistenzweise die Vorstellung der konventionellen Ursache-Wirkung-Relation, wäre das Ziel der Erkenntnis nicht erreicht." (Ders.; Logik d. Liebe, S.72..) "Wenn der Begriff der Leere aber in den richtigen Rahmen gestellt wird, dh. in die fehlerfreie, klare, der Ordnung entsprechende Anschauung des Prozesses von Ursache und Wirkung - oder anders ausgedrückt: in den Rahmen des Entstehens in gegenseitiger Abhängigkeit -, so kann diese Erfahrung alle fehlerhaften Annahmen in bezug auf die inhärente Existenz der Objekte beseitigen." (..S.191)
Die Aussage, die Leere selber sei leer, bedeutet also, dass die Erkenntnis der Leere jene des Entstehens in Abhängigkeit bedingt. "Gewöhnlich sage ich, daß Leerheit der Zahl Null gleicht. Die Null selbst ist Nichts, aber ohne die Null kann man überhaupt nichts zählen; daher ist die Null etwas, aber sie ist null". (Einführung, S.246).
Leer ist die Leere, indem sie vom abhängigen Entstehen nicht zu trennen ist. Das heißt, dass die 'übrigbleibende' (Logik, S.192), zu beachtende Erscheinungsweise der Dinge (denn diese sind nicht nicht-existent; sonst wären sie ja nicht abhängig-) jene des aufeinander Bezogenseins, jene der Kausalität ist.

"Wenn der Begriff der Leere und der Begriff des Entstehens in gegenseitiger Abhängigkeit nicht mehr aufeinander bezogen werden, so das Leere dann als Nihilismus fehlinterpretiert wird, heißt das nicht nur, dass man einem Irrtum in Bezug auf das Wesen der Leere erliegt, sondern das diese Anschauung, statt hilfreich zu sein, uns in den großen Fehler des Extrems der Verneinung stürzen würde." (Logik, S.190).

Dinge können ausschließlich in zwei Weisen existieren; entweder abhängig, also leer oder nicht-abhängig, also selbst. Leere bedeutet also keinesfalls eine Austauschbarkeit der Wahrheiten, sondern ihre Bezogenheit, ihre Abhängigkeit von Ursache und Wirkung. Die Dinge sind entweder A oder B, dh. wenn sie A sind, sind sie zwingend non-B, nicht aber können sie, wenn sie non-B sind, C, D, oder anderes sein (Logik, S.110, 208, 246)
Wenn gültig auf die Leere der Dinge geschlossen wird, heißt dieses, dass sie den Prinzipien von Ursache und Wirkung, das sie der Kausalität unterliegen, solange sie da sind.
Beendigungen sind Folge des Wegfallens der hervorbringenden Ursachen, welches geschieht indem das Karma aufgebraucht ist. Die Bedingungen für Beendigungen können nicht durch austauschbare- und erst recht nicht durch Willkürakte ersetzt werden. Beendigung kann aktiv betrieben werden, oder passiv geschehen, sie folgt aber immer den Regeln von Ursache und Wirkung.

Aus der Annahme der Wirklichkeit einer umfassenden Abhängigkeit der Dinge voneinander folgt keinesfalls die Austauschbarkeit der Dinge, sondern im Gegenteil das diese in klaren und eindeutigen Verhältnissen zueinander stehen. Damit behalten die Wahrheiten auch als abhängig Entstandene ihre Stellung in der Hierarchie der Dinge.
Sie können sich erst auflösen, wenn die sie bedingenden Ursachen nicht mehr existieren. Deshalb werden sie höchste Wahrheiten genannt, und indem sich so eine höchste, nämlich letzte Wahrheit ergibt, ist es sinnvoll, ihr den Titel 'absolut' zu geben.

Das hier gesagte gehört zum 'Bereich der höchsten Weisheit' und es ist sinnvoll und wird als geboten angesehen, vor der Beschäftigung mit dieser, grundlegendes über den geeigneten Lebensvollzug, über die Regeln für den Alltag zu lernen. Sicher ist die Erkenntnis höchster Wahrheiten nicht erforderlich zu einem gemeinwohlförderlichen Leben und schlicht falsch wäre die Ansicht, das, wer die höchsten Wahrheiten nicht verstünde, sich nicht der Lehre von einer allumfassenden Leere anschließt, kein vernünftig denkender Mensch sei oder Buddhismus nicht verstünde.
Zum Verständnis der oben stehenden Betrachtungen ist es nicht erforderlich, die Frage nach der Existenz eines seienden Ganzen zu erörtern oder gar zu beantworten.